Von: Wilfried Rhein
Letzte Aktualisierung: 17.
Dezember 2012, 17:42 Uhr
Mit Werkzeug und Augenmaß berufliche Möglichkeiten ausloten, die Chance nutzte auch Jacqueline Geradts aus Geilenkirchen beim Berufsvorbereitungscamp.
Geilenkirchen. Für rund 80 Schülerinnen und Schüler aus dem Raum Geilenkirchen war es ein Erlebnis. Zwei Tage sich so fühlen, als wäre man „bei der Arbeit“. Bücher, Hefte, Lernmittel mal getauscht mit größtenteils greifbaren, handwerklichen Tätigkeiten. Aber auch die Gelegenheit, einen kleinen Blick ins Hotelfach werfen zu können. Für die Realschule Geilenkirchen die Premierenteilnahme am Berufsorientierungscamp.
Dass die jungen Menschen der Jahrgangsstufe 8 in einem zweitägigen Camp „anders“ lernen konnten, ist in der Praxis der Zusammenarbeit mit dem Kolping-Bildungswerk Aachen zu verdanken, finanziert mit 6000 Euro Fördergeld von der Arbeitsagentur, dem NRW-Schulministerium und der Hilfe des Realschul-Fördervereins.
„Wie finde ich meinen Traumberuf? Wo liegen meine persönlichen Stärken? Welche Kompetenzen benötige ich für welchen Beruf? Wichtige Fragen, die sich 80 Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Berufsorientierungscamps selbst erarbeiten sollen“, hält Claudia Dorow die Ausgangslage fest.
Die Berufswahl-Koordinatorin an der Realschule hatte organisiert, dass die jungen Menschen zwei Tage lang, per Bustransfer, in den Räumen des Kolping-Bildungswerks in Erkelenz und Terheeg verschiedene Berufsfelder – Lager/Handel, Wirtschaft/Soziales, Hotel/Gastronomie, Metall, Bau, Garten- und Landschaftsbau/Holz – anschaulich kennenlernen konnten. Jeder konnte sich für zwei Segmente bewerben, was nach Möglichkeit der Plätze eingerichtet wurde. Nicht die Lehrer der eigenen Schule betreuten die Jugendlichen bei ihrem Erfahrungsweg, womöglich bei ihren ersten Schritten in eine berufliche Praxis.
„Die Beobachtungen bilden die Grundlage eines Gutachtens, das die Teilnehmer zu einem späteren Zeitpunkt im Rahmen von Gesprächen bekommen, an denen auf Wunsch auch die Eltern teilnehmen können“, schildert Claudia Dorow. „Das Gutachten gibt den Jugendlichen Auskunft über ihre Stärken und Hinweise auf für sie geeignete Berufsfelder.“
Aber auch die jungen Menschen aus der 8. Klasse haben ihre Erfahrungen mit dem „Ausflug“ in die Praxis gemacht. Celine Mertens (13) beispielsweise hatte sich im Fach Hotel/Gastronomie umgesehen. Es beeindruckte sie, welchen Stellenwert die Hygiene einnahm, aber auch die Sozialkontakte innerhalb des 20-köpfigen Teams spielte eine Rolle. Jacqueline Geradts (14) empfand die beiden Tage in der Praxis als ausreichend für einen ersten Eindruck. Sie hatte Holz und Metall gewählt, baute mit „sehr viel Spaß“ schließlich einen Klebefilm-Roller und hatte den Eindruck, später mal in Technik, im Handwerk arbeiten zu können.
Ähnlich bei Mike Pehle (13). Er hatte für sich „Bau“ und „Metall“ gewählt, stand mit seinen Kameraden an acht Tischen zum Sägen und Spachteln, um ein Haus oder gar einen Leuchtturm zu errichten. „Der Bau ist nichts für mich“, hatte Mike danach entschieden, fand sich umso lieber bei den Metallern wieder. Eisenstäbe zu kürzen und zu feilen oder seinen Namen zu gravieren schien ihm schon gefälliger. „Komplett andere Vorstellungen“ hatte Alban Sherefi (13) auch vor seiner Wahl „Lager/Handel“ und „Bau“. Das sei ja mehr Papierkram als Handwerk, schätzte er ein, erinnerte sich ans Schrauben sortieren für eine Inventur. Zum Reinschnuppern aber habe es gereicht; seine beruflichen Ziele liegen nicht im Handwerk. Wenn‘s klappt, würde Alban gerne Jurist werden.
Im zweitägigen Umgang miteinander gelingt es auch ein Stück weit, Schlüsselkompetenzen zu erkennen. Beim Sozialverhalten wird auch darauf geachtet, ob der Umgang, die Höflichkeit am Arbeitsplatz respektiert werden, „denn Arbeitsanweisungen zu folgen, fällt vielen schwer“, sagt Claudia Dorow.
An einer Fortsetzung des Camps wird schon gearbeitet, zum Schuljahresende 2013 für die 7. Klassen. Das Motto ist identisch: „Die Kinder sollten etwas mit den Händen tun, ohne auf die Schule zu reflektieren. Sie sollten fühlen, was Arbeit ist.“
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